Geburtsbericht Eva

 


 

Als ich Ende Januar feststellte, dass ich wieder schwanger war – mit Kind Nummer Drei – waren für mich die Wunsch-Rahmenbedingungen sofort klar. Die beiden ersten Schwangerschaften waren total unkompliziert und bei der dritten war es nicht anders – na ja, bis auf die Übelkeit in den Anfangswochen, die von Schwangerschaft zu Schwangerschaft schlimmer wurde. Jedenfalls wollte ich für die Vorsorgeuntersuchungen ausschließlich zu Marlene gehen und ansonsten nur die unbedingt notwendigen Untersuchungen machen lassen, was sich dann letztendlich auf die Feindiagnostik in der 20. SSW im KH Landshut Achdorf beschränkte.

 

Außerdem stand für mich mein bevorzugter Geburtsort zweifelsfrei fest - daheim. Bei unserer ersten Tochter hatte ich knapp 7 Jahre zuvor die Hausgeburt abgebrochen, da die Geburt über einen längeren Zeitraum einfach nicht voranging und mir irgendwann die Kraft ausging. Unsere zweite Tochter kam dann vor knapp 4 Jahren wie erhofft im heimischen Wohnzimmer zur Welt (-> siehe Geburtsbericht Hanna). Also war der Plan Hausgeburt gesetzt.

 

Bereits eine Woche vor der Geburt dachte ich ein paar Mal, dass es jetzt losgehen würde. Ich hatte mehrmals regelmäßige Wehen, aber nach maximal einer halben Stunde war alles wieder vorbei und das Warten ging weiter. So war es auch am Tag vor der Geburt, einem Dienstag, 4 Tage über dem errechneten Termin. Unterschied: Schon am Morgen stellte ich auf der Toilette fest, dass etwas Blut abging – ein gutes Zeichen. Hab dann am Vormittag noch für ausreichend Bewegung gesorgt (hab geputzt), Fotoalbum aktualisiert und mich entspannt. Mittags hatte ich dann tatsächlich leichte Wehen, die auch anhielten, als ich unsere Tochter vom Kindergarten abholen fuhr. Nach dem Mittagessen – gegen halb zwei - hab ich Marlene angerufen und sie vorgewarnt, dass es jetzt bald soweit sein müsse. Wir haben ausgemacht, dass ich mich wieder melden würde, wenn ich sie bräuchte. Außerdem hab ich noch meiner besten Freundin Bescheid gegeben. Sie wollte später kommen und sich um die beiden Großen kümmern. Mein Mann arbeitete an dem Tag vorsorglich von daheim, ab Mittag hatte er dann Kinderdienst. Während er unsere große Tochter zum Tanzen fuhr (die kleine durfte/ musste mit) und auf meine Bitte hin anschließend noch zur Oma, konnte ich ganz in Ruhe für mich sein. Ich bin zur Entspannung in die Badewanne und anschließend ins Bett. Hab mich anscheinend so entspannt, dass ich eingeschlafen bin und als ich aufwachte – so um 15:30 Uhr - war nichts mehr, keine noch so kleine Wehe. Um 17 Uhr rief Marlene an, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Sie meinte, dass es sicher wieder losgehen würde, wenn die beiden Großen am Abend erstmal im Bett wären. Davon ging ich auch aus. Ich hab irgendwie immer darauf vertraut, dass das Baby dann kommt wenn es „passt“, wenn seine Schwestern entweder in Schule und Kindergarten sind oder nachts wenn sie schlafen. Wir haben dann also später noch gemeinsam zu Abend gegessen und ich hab die beiden bettfertig gemacht und ins Elternbett gepackt. Wenn doch eine der beiden wach würde, hätten sie sich erstmal gegenseitig und würden hoffentlich schnell wieder einschlafen.

 

Gegen 20:45 Uhr kam meine Freundin und wir machten es uns mit Tee auf der Couch bequem. Immer noch keine Wehen. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass ich sie vielleicht doch umsonst geholt hatte. Wir ratschten also und warteten ab. Dabei hab ich meinen Bauch gestreichelt und massiert und siehe da, eine gute Stunde später stellten sich die ersten kleinen Wehen ein. Gott sei Dank! Sie wurden dann immer intensiver, aber ich hatte keine Probleme sie zu veratmen. So um 23:15 Uhr rief ich dann Marlene aber doch an. Wir waren uns erst nicht ganz sicher ob sie schon kommen sollte, die Wehen waren für mich gut auszuhalten und ich hatte das Gefühl, dass es schon noch einige Stunden dauern würde. Meine Schätzung war so zur Frühstückszeit, so lange hatte es ungefähr auch bei der zweiten Geburt gedauert. Wie sehr ich mit meiner Schätzung daneben lag, sollte ich bald erfahren… Meine Freundin ging daraufhin ins Bett und Marlene war um ca. 23:30 Uhr bei uns. In der nächsten Stunde veratmete ich fleißig, ging ab und zu aufs Klo und Marlene motivierte zwischendurch und erinnerte mich daran langsam zu atmen wenn ich doch zu hektisch wurde. Den Vorschlag in die Badewanne zu wechseln schlug ich aus. Ich versuchte es auch kurz auf der Couch kniend, mit dem Oberkörper an der Rückenlehne, aber das war nix. Am wohlsten fühlte ich mich dieses Mal im Eck unserer Couch sitzend, die Beine untergeschlagen, von der Rückenlehne gestützt. So konnte ich mich am besten auf die Atmung konzentrieren. Um 0:30 Uhr rum schlug Marlene vor, dass sie mal nachsehen könnte, wie weit der Muttermund denn schon auf sei. Ich war zuerst unsicher ob das eine gute Idee sei, ich hatte Angst, dass mich das Ergebnis nur demotivieren würde, schließlich war die Zeit, in der ich regelmäßige Wehen hatte noch nicht recht lang. Aber ich war positiv überrascht – 5-6cm! Wahnsinn! Die Wehen waren richtig effektiv und das obwohl sie wie schon bei den Geburten zuvor jeweils relativ kurz waren, nur zwischen 30 und 40 Sekunden. Dafür kamen sie jetzt so schnell hintereinander, dass gefühlt nur jeweils wenige Sekunden dazwischen waren und der Druck nach unten war schon enorm. Zwischendurch hab ich mitbekommen, dass mein Mann Kaffee kochen sollte, er und Marlene deckten auch den Boden vor der Couch mit Malervlies ab (die Couch selbst hatten wir vorher schon präpariert), Marlene rief Eva an, dass sie sich auf den Weg machen dürfe und die Handtücher wurden im Ofen vorgewärmt. Ich hab mich noch gewundert, warum Eva denn schon komme solle und die Handtücher Stunden bevor das Baby da ist, warm sein sollen.

 

Die Wehen waren nun wirklich mehr oder weniger durchgehend. Marlene meinte, ich solle meine Hose ausziehen, die Unterhose folgte prompt. Jetzt begriff auch ich, dass die Geburt kurz bevor stand. Marlene meinte dann bald, ich solle mich ruhig trauen zu pressen, sie selbst drückte eine warme, kaffeegetränkte Binde auf meinen Damm. Ich bilde mir ein, dass ich lange Zeit recht leise war – ich wollte schließlich die beiden Großen nicht wecken, die nur wenige Meter Luftlinie einen Stock über uns schliefen – aber zu diesem Zeitpunkt verschwendete ich keinen Gedanken mehr daran. Wenige Wehen später war das Köpfchen geboren und Eva kam zur Tür rein, gerade noch rechtzeitig. Als ich das Köpfchen anfasste, fühlte es sich anders an als erwartet, so glatt. Und es sah auch seltsam aus, irgendwie weißlich-blau. Später erfuhr ich dann, dass zu diesem Zeitpunkt die Fruchtblase noch intakt war, das Baby also mit einer Glückshaube auf die Welt kam. Erst als mit der nächsten Wehe auch der Körper geboren wurde, ist die Fruchtblase aufgerissen. 01:07 Uhr. Da lag es nun also vor mir auf unserer Couch. Da lag SIE! Unser drittes Mädchen. Nun war das Geheimnis endlich gelüftet. Mein Oberteil und BH mussten sofort runter und sie auf meinen nackten Oberkörper. Die warmen Handtücher drüber. Meine Freundin kam dazu, die beiden Großen ließen wir weiter schlafen, sie wurden auch nicht von dem anhaltenden Geschrei des Babys wach. Eva meinte, ihr ging es wohl ein bisschen zu schnell mit der Geburt (kann ich gut nachvollziehen, mir ging es ähnlich), sie sei noch nicht „fertig“ und ich solle meine Hand auf ihren Kopf legen. So ließ sie sich beruhigen. Eva half mir wenige Minuten danach bei der Plazentageburt, alles dran, wunderbar. Der Papa durfte die Nabelschnur durchschneiden. Unserem kleinen Mädchen ging es sehr gut und ich selbst war auch unverletzt. Die nächsten 1,5 Stunden – bis sich Marlene und Eva verabschiedeten – wurde unsere kleine Maus gewogen und gemessen, es wurde aufgeräumt, der Papierkram erledigt, geratscht und mit einem Schlückchen Sekt angestoßen. Die restliche Nacht verbrachten wir auf der Couch. Am Morgen dann der nächste Gänsehautmoment – die beiden Großen kamen runter ins Wohnzimmer und konnten ihr lang ersehntes Schwesterchen begrüßen. Es war so schön und in dieser Form nur in den eigenen vier Wänden möglich.

 

Einfach WUNDERbar, so eine Geburt daheim! Vor allem mit so lieben Menschen um einen rum.