Geburtsbericht Paul und wie es überhaupt zu der Hausgeburt gekommen ist

 


 

Gleich zu Beginn meiner Schwangerschaft habe ich Eva angerufen und gefragt, ob Sie bei mir die Nachsorge übernehmen kann. Bei unserem ersten Treffen habe ich dann mit Ihr auch über meine erste Geburt gesprochen. Diese endete nach einer Einleitung wegen zu wenig Fruchtwasser ziemlich schnell in einem Kaiserschnitt. Bei dem Gespräch mit Eva wurde mir bewusst, wie tief die psychischen Verletzungen dieser Geburt bei mir immer noch waren. Eva meinte nur, dass sie auch schon Hausgeburten nach einem Kaiserschnitt begleitet hat. Ich hab mir nur gedacht - das ist aber nichts für mich. Im Lauf der Schwangerschaft habe ich mich dann immer mehr mit dem Thema Geburt und auch mit der Hausgeburt beschäftigt. Als mir bewusst wurde, dass das wichtigste für die Geburt ist, dass man sich wohlfühlt und entspannt ist, war für mich klar, dass das am besten zuhause geht. Freddy war nach einem kurzen zögern auch davon überzeugt, dass es für uns das Beste ist, wenn wir für die Geburt daheim bleiben. Ich war im 6. Monat, als ich Eva gefragt habe, ob sie mit uns eine Hausgeburt macht. Nach kurzer Rücksprache mit Marlene hat sie auch schon zugesagt. Ich habe daraufhin alle Vorsorgetermine beim Frauenarzt abgesagt. Diese haben dann auch Eva bzw. Marlene übernommen. Die Vorsorgen liefen ab da sehr entspannt ab und ich war sehr froh darüber, dass ich keinen Arzt mehr hatte, der mich ständig mit irgendwelchen Sachen verrückt macht.

 

Die Geburt

 

Ich war schon beim ersten Kind 7 Tage über dem Termin, aber irgendwie sind wir trotzdem davon ausgegangen, dass es diesmal auch früher losgehen könnte. Naja es war aber nicht so, wir durften wieder ziemlich lange warten… Ich war bereits 9 Tage über dem Termin, als ich die ersten leichten Wehen bemerkte. Am nächsten Tag hatte ich wieder mal einen Termin bei Marlene zum CTG. (Eva und Marlene hatten sich schon einen „Plan“ für mich überlegt. Am Freitag (ET + 11) sollte ich mir ein Rizinusspiegelei machen und falls das nichts bewirkt, würden sie mir am Samstag einen Rizinuscocktail machen.) Als ich wieder daheim war, wurden die Wehen schön langsam etwas stärker, aber viel hat sich da auch noch nicht getan. Nach kurzem Rumlaufen und Treppensteigen habe ich mich doch dazu entschieden ins Bett zu gehen. In der Nacht wurde ich dann 3mal durch eine Wehe geweckt und ab ca. 1:30 Uhr konnte ich dann gar nicht mehr schlafen, da die Wehen häufiger wurden. Freddy ist um 4:00 Uhr aufgestanden und hat sich schon mal geduscht und gefrühstückt, wir wussten ja nicht wie lange das Ganze noch dauern würde. Freddy hat sich dann darum gekümmert, dass unser Großer zu seiner Tante kommt. Um 7:00 Uhr habe ich Eva angerufen und informiert, dass sich jetzt doch endlich was tut. Danach habe ich erst mal in Ruhe gefrühstückt und danach den Wannentest gemacht – die Wehen sind weiterhin alle 15 – 20 Minuten gekommen. Nach einem kurzen Spaziergang ist Eva vorbei gekommen um zu schauen wie`s mir geht. Danach haben wir gemütlich auf unserer neuen Terrasse Mittag gegessen. Ich hatte zwischendurch immer wieder Wehen, die waren aber noch sehr gut auszuhalten. Um 15:00 Uhr habe ich Eva wieder angerufen und wir haben besprochen, wie ich weiter machen soll. Die Wehen hatten sich bis dahin nicht verändert. Um 16:00 Uhr habe ich mir dann das besagte Spiegelei gemacht und Eva wollte dann so zwischen 18:00 und 19:00 Uhr vorbei kommen. Eigentlich wollte ich das Ei nicht essen, aber ich hab mir dann gedacht, dass ist immer noch besser als eine Einleitung im Krankenhaus. Schon kurz bevor ich mein Spiegelei gegessen habe, wurden die Wehen etwas stärker. Nach meinem „Snack“ bin ich dann nochmal in die Badewanne. Ab ca. 17:00 Uhr hatte ich dann regelmäßig alle 7 Minuten Wehen. Um 17:45 Uhr habe ich Freddy beauftragt Eva anzurufen, dass sie bitte schon um 18:00 Uhr und nicht erste um 19:00 Uhr kommen soll. Ab 18:00 Uhr sind die Wehen dann heftiger geworden. Freddy hat mich dann dazu überredet in unser Wohnzimmer runter zu gehen (dort war der Geburtspool aufgebaut und wurde auch schon befüllt). Ich wollte eigentlich noch auf Eva warten, bin aber dann doch mit ihm runter gegangen. Später wäre es wahrscheinlich auch nicht mehr möglich gewesen, da die Wehen nun schon sehr stark waren. Im Wohnzimmer angekommen habe ich mich noch kurz auf unserer Couch gewälzt, dann ist zum Glück auch schon Eva zur Tür hereingekommen. Sie hat mich kurz untersucht und festgestellt, dass der Muttermund schon bei 7 bis 8 cm war. Ich bin dann in den Pool gestiegen und Eva hat ihre „Sachen“ aus dem Auto geholt. Freddy wurde kurzerhand von Eva auch in den Pool gebeten und dann ging es so richtig los… Ich hatte komplett das Zeitgefühl verloren und hab mir nur immer gedacht wie lange das noch dauern soll. Eva hat mir dann irgendwann gezeigt, dass man schon das Köpfchen fühlen konnte. Ich fand das in dem Moment aber nicht besonders toll. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jetzt wirklich der Kopf da unten raus kommen soll. Wir haben alle 3 zusammen geatmet und nach 2 Presswehen wurde unser Paul um 19:29 Uhr geboren. Zuerst gab es noch einen kurzen Schockmoment, da Paul komplett blau war. Um 19:30 Uhr ist Marlene gekommen und wurde von Freddy schon mit einem kurzen Hilfeschrei empfangen. Als Marlene bei uns war, war Paul auch schon rosig und sie hat ihn und mich erst mal mit Globuli versorgt. Ich habe in dem Moment alles noch gar nicht so richtig realisiert. Eva meinte dann nur, dass sie noch was von mir haben will – ach ja, die Plazenta gibt es ja auch noch. Ich bin dann kurz auf die Knie gegangen und dann war sie auch schon da. Danach hat mir Eva aus dem Pool geholfen und ich hab es mir mit Paul auf unserer Couch bequem gemacht. Eva und Marlene haben dann in der Küche den Papierkram erledigt und wir konnten uns ganz in Ruhe beschnuppern. Nachdem Eva meine kleinen Verletzungen wieder zusammengenäht hatte, ist Timmy nach Hause gekommen und konnte gleich seinen kleinen Bruder begrüßen. Anschließend hat er noch Papa beim Auspumpen des Pools geholfen. Als Timmy im Bett war haben wir noch gemütlich auf unserer Couch Pizza gegessen und sind dann auch ins Bett gegangen. In den ersten Tagen habe ich das Bett nur für das nötigste verlassen und habe ganz viel mit Paul gekuschelt.

 

Vielen, vielen Dank liebe Eva und liebe Marlene, dass ich mit euch eine natürliche Geburt erleben durfte. Wenn ich den „normalen“ Weg gegangen wäre, wäre das wahrscheinlich sehr schwierig geworden, da ich ja schon 11 Tage über dem Termin war. Ich habe das Krankenhaus und die Ärzte mit ihren Geräten und Schmerzmitteln zu keinem Zeitpunkt vermisst (Freddy vielleicht ganz kurz als Paul raus gekommen ist). Für uns war die Geburt ein sehr besonderes Erlebnis. An dem Tag der Geburt habe ich mir immer wieder gedacht, dass es daheim viel schöner ist als im Krankenhaus (z. B. als wir im Wald spazieren gegangen sind anstatt in Krankenhausgängen, als wir auf unserer Terrasse gegessen haben und nicht in der Cafeteria im Krankenhaus…). Außerdem kann ich mir nichts Besseres vorstellen, als die ersten Tage nach der Geburt im eigenen Bett zu verbringen.

 

Für mich war es schwer zu akzeptieren, dass ich auch zu denen gehöre, bei denen ein (vermutlich) unnötiger Kaiserschnitt gemacht wurde. Aber ohne dieses Erlebnis wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen eine Hausgeburt zu machen.