Geburtsbericht Thea

 

 

 

Eine der häufigsten Fragen zum Thema Geburt ist wohl, wie lange es gedauert hat. Und dazu stellt sich auch schon die Nächste: Wann/Wie ging es denn eigentlich los? Darüber habe ich nach der Geburt lange nachgedacht. War es vielleicht schon der Sonntag 2 Tage zuvor, als ich wie verrückt nochmal alles putzte und dann darauf behaarte, dass wir möglichst weit spazieren gehen? Wünschte ich mir doch so sehr, dass das Baby endlich endlich ins Becken rutscht, denn dann, vermutete ich, würde es wirklich bald losgehen. Oder war es Montag, der Tag vor der Geburt, an dem ich ganz schön emotional war und mich Kleinigkeiten wirklich verletzt haben? Als ich Mittags mit ein paar Tränen meine Freundin anrief und ihr noch im Spaß sagte: „Heute haben mich so viele Dinge genervt. Kennst du solche Tage? Ich könnte heulen! Vielleicht kommt das Baby ja bald?“

 

 

 

Kurze Zeit später war es wieder vergessen, ich machte mir einen gemütlichen Tag mit den Kindern, später schminkte ich uns alle Vier als Werwölfe und wir zogen los, um Halloween Süßigkeiten zu sammeln. Gegen 21.00Uhr kamen wir heim. Josef fragte noch, ob er mir mein Sitzbad und meinen Tee noch machen soll, aber ich wollte nur noch Essen und dann ins Bett. Ich akzeptierte also, dass das Baby doch nicht im Oktober kommt und schlief recht schnell ein…

 

 

 

Gegen 02.00 Uhr werde ich wach, wie jede Nacht, um zur Toilette zu gehen. Danach lege ich mich wieder ins Bett, kann aber nicht sofort einschlafen. Ich höre Hörbuch und irgendwann merke ich ein Zwicken im Bauch. Was ist das denn so plötzlich? Rutscht das Baby endlich ins Becken?! Ohje, das ist gar nicht so angenehm...könnten das vielleicht Geburtswehen sein? Nein, sicher nur Senkwehen… Puhhhh...Johanna fällt mir ein, die sagt, wenn man sich nicht sicher ist, soll man Baden oder Wärmflaschen machen...Baden ist ein bisschen aufwendig, jetzt so spät nachts. Also gehe ich in die Küche um mir Wärmflaschen zu machen. Heute kann das Baby nicht kommen, es war jetzt immer alles sooo sauber und ordentlich, aber nach dem Tag gestern und Halloween liegt noch der Schminkkasten rum, wir haben ein bisschen Deko aufgehängt und es ist jetzt einfach nicht bereit. Während ich in der Küche stehe fange ich aber doch mal an, in der App meine Wehen zu tracken. Okay, die erste um 02.41 Uhr. Aber nur für 36 Sekunden. Dann um 02.44 Uhr für 30 Sekunden. Schon 2 Minuten später wieder, aber diesmal nur 23 Sekunden. Also richtige Wehen dauern doch mindestens eine Minute. Zurück im Bett kommt die nächste Wehe, diesmal waren es fast 5 Minuten, aber tatsächlich dauert diese Wehe 1 Minute. Um 02.55 die nächste, die eine Minute dauert. Um 02.58 Uhr 47 Sekunden.

 

 

 

Ich will jetzt doch lieber Baden und wecke Josef, der mit Felix im Wohnzimmer schläft: „Josef, ich habe Wehen. Ich glaube, das Baby kommt. Schon wieder am 01. des Monats, da wird der Urlaub wieder gekürzt. Das tut mir leid...“ Josef legt Felix ins Schlafzimmer und wir lassen ein Bad ein, die Wehen lassen nicht nach. Ich werde unsicher, es geht jetzt so schnell. Josef kocht schon mal Wasser für die Wickelkommode, Himbeerblättertee und starken Kaffee. Ich hätte gerne Marlene da, aber möchte sie natürlich auch nicht umsonst so früh aus dem Bett sprengen. Ich weiß, dass ihre Schwiegermama Geburtstag hat und dass es das erste Allerheiligen nach dem Tod ihres Papas ist. Allerdings hat Johanna auch gesagt, alle 5 Minuten Wehen für 1 Minute, da darf man beim 3. Kind schon mal anrufen. Und außerdem sagten Marlene und Eva, dass ich sie immer anrufen soll, wenn ich das Gefühl habe, ich brauche sie. Also überlasse ich Josef die Aufgabe und Marlene sagt, sie kommt vorbei. Ziemlich zeitgleich mit ihrer Ankunft steige ich aus der Wanne. Das ist anstrengend mit den dauernden Wehen. Ich lege mich auf die Couch, die Josef und Marlene vorher mit Malerfolie ausgelegt haben.

 

 

 

Um 03.53Uhr tracke ich zum letzten Mal meine Wehe, eigentlich ist es jetzt egal. Marlene möchte mich untersuchen, ich habe Angst, dass da gleich noch nix ist und sie wieder fährt. Zum Glück kommt es anders. Obwohl das Baby noch immer so weit oben liegt, ist der Muttermund schon 4-5cm offen. Marlene bleibt und das beruhigt mich. Ich liege auf der Couch, veratme meine Wehen. Josef holt Hühnersuppe aus dem Keller und Rindfleisch dazu, wie wir später feststellen ;-) Jetzt ist er die ganze Zeit damit beschäftigt, den Pool warm zu bekommen, in dem er Wasser im Wasserkocher und auf dem Herd warm macht. Marlene bietet mir einen Einlauf an. Ich stimme zu, vielleicht rutscht das Baby dann leichter ins Becken. Ich vertraue dem Baby und ich vertraue meinem Körper. Gemeinsam werden wir diese Geburt schaffen. Marlene ist da und mit ihr kann nichts mehr schief gehen. Während ich meine Wehen veratme, zur Toilette gehe, Josef den Pool warm bekommt ist Marlene im Esszimmer. Manchmal kommt sie auch zu mir ins Wohnzimmer und sagt, dass ich es gut mache. Ich versuche die Wehen im Stehen zu veratmen und mir wird klar, dass es das Baby leichter hat, wenn ich stehe oder auf den Ball gehe.

 

 

 

Gegen 05.00 Uhr wacht Felix auf. Ganz aufgeregt ist er, als Josef ihn holt: „Unser Baby kommt heute!“ Ich sitze auf dem Petziball und nach den Wehen streichelt Felix meinen Rücken und sagt, dass er stolz auf mich ist. Zwischendurch massiert er mich auch mit einem Igelball. Endlich hat Josef das Wasser im Geburtspool warm genug. Gegen 05.30 Uhr untersucht Marlene mich noch einmal. Der Muttermund ist jetzt bei 7-8cm. Gut, es geht etwas voran, das beruhigt mich. Ella wacht auf und kommt auch zu uns dazu. Sie hat die ganze Nacht durchgeschlafen, als ob sie es geahnt hat.

 

 

 

Ich gehe in den Pool und vertöne inzwischen etwas lauter. Bei jeder Wehe fragt Felix mich, ob nun das Baby kommt. Das wünsche ich mir selbst und es setzt mich etwas unter Druck. Um 05.43 Uhr wollen Felix und Ella dann zu Oma und Opa. Ich bin erleichtert. Kurz danach kommt Eva. Ich möchte mich an Josef festhalten, der draußen kniet. Er zieht seine Badehose an. Um 06.06 Uhr beschwere ich mich, dass ich im Pool nichts zum festhalten habe und Josef kommt zu mir. Er sitzt hinter mir. Wenn Eva zwischen den Wehen sagt, ich soll ruhig atmen, schaffe ich es nur, weil Josef von hinten ganz ruhig atmet und ich mich ihm anpassen kann. Was für ein schönes Gefühl. Ich wünsche mir, dass Eva Fotos macht, jetzt und während der Geburt. Immer wieder frage ich, ob denn der Kopf endlich zu sehen ist und ob das Baby wohl durchs Becken rutscht. Außerdem frage ich, wie lange es denn noch dauert und wie es sich anfühlt, wenn die Fruchtblase im Wasser platzt. Bei den beiden Großen hat es ja immer mit einem Blasensprung angefangen und jetzt ist diese noch ganz und ich hab immer das Gefühl, dass das Baby kommt, sobald die Blase springt. In den Wehenpausen verlange ich nach trinken. Ich bin richtig ungeduldig. Ich spüre Josefs Magen laut grummeln und frage, ob er Hunger hat. Wir bekommen gleich unser Baby, wie kann sein Körper denn an Essen denken, frage ich mich und finde es witzig. Eva bringt ihm eine Banane. Aber dass er nur ein paar Mal abbeißen konnte, erfahre ich erst im Nachhinein. Denn plötzlich geht alles schnell. Um 06.26Uhr platzt die Fruchtblase. Und alle hatten recht: Wenn es so sein wird, dann werde ich das schon spüren. Ein verrücktes Gefühl im Wasser. Verrückt und erleichternd irgendwie. Nächste Wehe. Und wieder. Um 06.29 Uhr wird der Kopf geboren. Eva macht davon ein Foto und freut sich, diesen besonderen Moment eingefangen zu haben. Ich empfange den Kopf mit meinen Händen und es ist schön. Noch einmal pressen und um 06.30 Uhr kommt unser Baby zur Welt. Marlene und ich helfen ihm an die Oberfläche und ich lege es mir auf die Brust. Josef sitzt noch immer hinter mir und es ist ein wunderschönes Gefühl, wie wir da sitzen, unser Baby im Arm. Ich habe es geschafft. Es wird immer realer. Das Baby ist ganz ruhig und schaut einfach nur. Die Nabelschnur fühlt sich kurz an, es zieht ganz schön. Die Nabelschnur ist richtig dick und pulsiert kräftig. Jetzt warten wir auf die Plazenta. Das Geschlecht interessiert uns noch gar nicht, wir sind einfach nur glücklich und selig. Ich kann auch zwischen den Beinen nichts ertasten, da liegt die Nabelschnur und es ist egal.

 

 

 

Dieses Glück zum Dritten Mal erfahren zu dürfen macht mich dankbar. Die Plazenta kommt und wir legen sie in eine Schüssel. Die Nabelschnur wollen Felix und Ella unbedingt durchschneiden. Also nimmt Marlene das Baby zur U1, es wiegt 3660g, ist 51cm groß und hat einen Kopfumfang von 34cm. Josef steigt aus dem Pool und dann hilft mir Eva raus und auf die Couch. Ich werde untersucht und habe nur eine kleine Verletzung. Eva und Marlene raten mir, diese mit einem Stich zu nähen. Das machen sie.

 

 

 

Um 07.12 Uhr holt Josef die Kinder und schon beim Runtergehen sagt Ella: „Endlich sehe ich meine Schwester!“ und sie hat recht: Gemeinsam schauen wir nach, es ist ein Mädchen. Josef schneidet gemeinsam mit Felix und Ella die Nabelschnur durch, Eva filmt es. Als wir den Namen Thea verraten, ist Felix zuerst sauer, denn er möchte lieber eine Bella. Nach einem kurzen Halloween-Schoko-Frühstück kommt er und sagt, dass ihm Thea auch ganz gut gefällt. Währenddessen lege ich Thea an. Das trinken klappt gleich gut und ich bin erleichtert. Eva und Marlene fahren. Wir trinken Kindersekt und stoßen auf Theas Geburtstag an. Danach kuscheln wir alle auf der Couch. Oma und Opa kommen kurz runter, um Thea zu sehen. Danach rufen wir Oma und Opa in Fürstenzell an. Sie können es kaum glauben.

 

Papa richtet das Schlafzimmer her und ich ziehe mit Thea nach hinten um. Thea schläft fast den ganzen Tag. Um 15.00Uhr kommt Eva und gegen 19.00Uhr Marlene, um nach uns zu sehen. Was für eine wunderschöne, selbstbestimmte Geburt! Und genau so, wie wir sie uns zuvor gewünscht haben!