Geburtsbericht von Juliana: Wie eine Sternschnuppe vom Himmel fällt...

Der starke Wunsch war da, dass Du, liebe Juliana, zu Hause zur Welt kommst. Die Vorzeichen standen sehr gut. Schließlich lagst Du, laut Untersuchungsergebnis der Hebammen, mit dem Kopf nach unten, hattest optimale Herztöne und Deiner Mama ging es gesundheitlich gut. Alles hatten wir bereits für eine Hausgeburt vorbereitet.

Die Wehen setzten am Nachmittag des 9. Juli 2010 ein und hielten auch die Nacht hindurch in einem circa vierminütigen Rhythmus an. Eva, die Mama während der Schwangerschaft hauptsächlich betreut hatte, war fast durchgängig anwesend, da die Öffnung des Muttermundes sehr gute Fortschritte machte und in der Früh um ca. 07:00 Uhr schon ganz offen war. Zu der Zeit rief Eva, wie abgemacht, Theresia an, da die Geburt nun kurz bevorstand – dachten wir. Bis Mittag aber geschah nichts außer Wehen, die wir beatmeten... und Dich, unser liebes Mädchen, wollten wir „gemeinsam“ herausschieben, aber ohne Erfolg. Du stecktest noch am Eingang des Geburtskanals.

Gegen Mittag wurden die Wehen zusehends kürzer und kamen auch in immer größeren Abständen. Marlene wurde verständigt, denn es heißt: „Wenn Marlene kommt, werden die Kinder geboren“. Sie kam mit ihrem Zacharias, der derzeit vier Wochen alt und somit Dein jüngster Geburtshelfer war. :-) Deine Mama und ich stellten uns die Frage, ob wir zuhause durchhalten sollten und spürten beide: Wir wollen das gemeinsam schaffen! Deine Mama sagte: „Ich habe das Gefühl, die Geburt geht voran!“ Also hielten wir durch. Wir nützten die Wehenpausen, dass sie sich entspannt und neue Kraft schöpft.

Als auf die Frage von Theresia, Eva und Marlene: „Probieren wir es noch einmal?“ von Mama ein klares „Ja, ich mache alles mit“ kam, ging es nochmals los. Wieder ein Einlauf, ein Blasenkatheter wurde gelegt, u.a.. Die Wehen wurden nochmals angekurbelt. Wirst Du, unser Liebling, weiterhin gut versorgt? Reicht Deiner Mama die Kraft? Erträgt sie die Schmerzen? In Sekundenschnelle schossen mir die Gedanken durch den Kopf und ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Es war inzwischen 17:00 Uhr und die Geburt dauerte bereits 24 Stunden an. Deine Herztöne wurden jetzt in regelmäßigen Abständen untersucht, waren aber immer bestens. Ich schaute Deine Mama an, dann die Hebammen. Die Blicke verrieten mir: „Es gibt für uns nur die Hausgeburt!“ Also weiter. Der nächste Wehenberg kam. Jeder war auf seinem Posten. Eva schob Dich mit nach unten, oberhalb von Mama stehend, sich gegen das Tragetuch stemmend das sie um Mamas Bauch gebunden hatte. Theresia versuchte zu ertasten, wie Du Dich in den Geburtskanal hinein schiebst, um Mama immer wieder in die richtige Geburtsposition zu drehen, damit sie durch ihre Lage Dein Hinausschlüpfen unterstützt. Marlene, selbst siebenfache Mutter, massierte hier und dort und stand mit Rat und Tat zur Seite. Ich war am Kopf von Deiner Mama positioniert, motivierte oder beruhigte sie und war einfach für sie da. Es war bereits 18:30 Uhr. Unsere Hebammen sagten, dass wir uns ein Limit setzen müssten. Danach sollte es ins Krankenhaus gehen. Wir peilten 19:00 Uhr an. Innerlich schrie ich auf: „Nein...! Warum geht es nicht?

Mama sollte sich nochmals auf den Geburtshocker setzen. Immer wieder mussten wir sie mit einem kühlen Waschlappen auf der Stirn „ins Bewusstsein zurückholen“. Wir merkten, dass sie bei diesen Schmerzen immer wieder gedanklich „abdriftete“ – vieles bekam sie, denke ich, nicht mehr bewusst mit, aber sie machte mit und reagierte auf die Anweisungen der Hebammen und schob und schob nach unten. Auf einmal tat sich etwas. Millimeterweise kamst Du jetzt den Geburtskanal herab. Das konnte von Theresia ertastet werden. Wir bekamen neuen Auftrieb. Es war schon nach 19:00 Uhr – aber die Uhr spielte jetzt keine Rolle mehr. Juliana, Du sollst hier auf die Welt kommen! Wir sahen jetzt schon Deine vielen braunen Haare. Jetzt aufgeben?! Nein! Bitte, dass wir es schaffen!

Auf einmal machte es einen Schnalz und nach einem Strahl von Fruchtwasser kamst Du, Juliana, in einem Bruchteil einer Sekunde komplett heraus! Die Hebammen konnten gerade noch reagieren und Dich auffangen. Ein kurzer Schrei - Du warst wahrscheinlich genauso überrascht wie wir - und du warst geboren. Es ist geschafft! Du bist da! Vor Dankbarkeit standen uns die Tränen in den Augen.

Erstaunlicherweise konnte Deine Mama allein ins Bett zurückgehen. Eva nahm Dich in den Arm und brachte Dich ihr zum Stillen... mit den Worten: „Das war eine Sternschnuppe mit einem Schweif!“ Glück, Erschöpfung, Dankbarkeit – Glückseligkeit strahlten aus den Augen Deiner Mutter.

Wir danken Marlene, Zacharias, Theresia und vor allem Eva, für ihre fachliche Hilfe mit der sie uns so kompetent zur Seite gestanden sind und immer noch stehen, auch für ihre Freundschaft, mit uns zusammen um Deine Stirnlagengeburt zu ringen und das immerhin circa 26 Stunden lang. Eva war die gesamte Zeit über bei uns und ganz im „Dienst der Geburt“. Dass Du gesund und munter bei uns zuhause das Licht der Welt erblicken durftest, ist ein Himmelsgeschenk.

Herzlich willkommen und weiterhin alles Gute auf deinem Lebensweg,
in Liebe
Dein Papa