Luises Geburt

Eine Hausgeburt war immer schon ein Wunsch von mir. Als ich dann schwanger wurde und Josef die Hausgeburt 100prozentig unterstützte, konnte es auch Wirklichkeit werden. Die Geburt von Luise war eigentlich perfekt. Ich hatte mich auf die Hausgeburt mit Büchern und übers Internet vorbereitet. Und sämtliche Geburtsberichte erzählten eine einfache und oft auch eine schnelle Geburt.
Ab der 26. SSW untersuchte mich nur noch meine Hebamme Johanna, somit konnte ich zu ihr ein sehr gutes Vertrauensverhältnis aufbauen. Ein weiterer Vorteil war, dass ich diesen fragwürdigen CTG's entkam.

Der Entbindungstermin war der 25. Oktober. Fünf Wochen vorher begann meine Haut am ganzen Körper furchtbar zu jucken. Ich konnte nicht mehr schlafen, weil ich mich die ganze Nacht kratzen musste. Da es nicht besser wurde, vereinbarte ich mit meiner Hebamme, mich bei meiner Frauenärztin untersuchen zu lassen. Das Jucken verschwand kurz vor dem Untersuchungstermin, dafür bekam ich einen Reizhusten, der mich nun nicht mehr schlafen ließ. Der Husten schüttelte meine kleine Maus im Bauch ganz schön rum. Ich hatte schon einen richtigen Bauchmuskelkater und musste mir beim Husten immer den Bauch halten, damit mein Baby nicht zu viel abbekam.
Meine Frauenärztin untersuchte mich am Dienstag der 36. SSW, aber es war alles in Ordnung.

Am Samstagfrüh, also 19 Tage vor dem ET hatte ich ein leichtes Ziehen im Bauch. Na endlich, die Vorwehen, dachte ich mir, von denen ich schon gelesen hatte, das sie ca. 4 Wochen vorm ET los gehen. Vormittags wurden das Ziehen schon etwas stärker. Samstags fahr ich meistens zu meinen Eltern nach Hause. Dort angekommen musste ich mich schon leicht krümmen, allerdings war alles noch sehr unregelmäßig. Ich dachte mir dabei noch nicht viel. Meine Schwester und meine Mutter dagegen hielten mich für wahnsinnig, dass ich in diesem Zustand noch Auto gefahren bin. Nachdem ich dann selber schon etwas beunruhigt war, fuhr ich wieder nach Hause.

Zu Hause kamen die Wehen dann schon regelmäßig alle Viertelstunde. Also beschlossen wir Johanna anzurufen, obwohl mir das alles noch viel zu früh und überstürzt vorkam. Um 13h war sie dann da und untersuchte mich. Sie sagte mir, dass der Muttermund 2 cm offen ist und es heute mit der Geburt etwas werden kann. Ich war total unvorbereitet und konnte gar nicht glauben, das es wirklich schon losgehen soll. Johanna fuhr erstmal wieder nach Hause, da es ja doch noch länger dauern könnte.
Um 16h riefen wir Johanna wieder an, dass sie kommen soll. Die Wehen waren nun stark und regelmäßig. Wir suchten nach der richtigen Position, wie ich mit den Wehen am besten umgehen konnte. Josef setzte sich auf das Sofa und ich kniete mich vor ihn hin, so dass ich mich an seinen Oberschenkeln und Hüften festhalten konnte und so im Kniestand immer mein Becken lockern konnte. Dazwischen ging ich immer wieder rundum und konnte durch Beckenschütteln die Wehenschmerzen erträglicher machen. Es war eine schöne gelöste Stimmung. Es lief die ganze Zeit die MIA-CD. Das einzige was mich noch störte, dass es irgendwie noch mitten am Tag war. Doch dass änderte sich auch noch.

Um 20h kam dann Marlene, die zweite Hebamme. Ich fühlte mich immer noch sehr gut, allerdings hatte ich mit den Wehenschmerzen schon zu arbeiten. Johanna untersuchte mich immer wieder. Der Muttermund öffnete sich langsam aber stetig. Mit dem mobilen CTG-Gerät wurden durch ein Hörrohr auch kurz die Herztöne gemessen, die immer gut und regelmäßig zu hören waren.
Die immer noch intakte Fruchtblase erzeugte ein starkes unangenehmens Druckgefühl bei den Wehen. Ich wechselte nun immer zwischen der Position beim Josef auf den Knien und am Fensterbrett stehend, wo ich mein Becken am besten lockern konnte, indem ich die Knie und Oberschenkel lockerte.

Um 22h warf ich dann mal die Frage in die Runde, ob das nun heute noch was wird. Leider war dann die Antwort der Hebammen, dass es leicht noch 2h Stunden dauern könnte. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Ich war gerade in der Position am Fensterbrett als endlich die Fruchtblase platzte. Leider merkte dass nicht gleich jemand. Es folgte sofort eine Presswehe, auf die ich gar nicht gefasst war. Irgendwie überrollte mich dann alles. Johanna half mir dann aus der Hose. Die Presswehen kamen so stark, dass ich nicht annähernd darauf reagieren konnte. Johanna massierte mir mit Kaffee den Damm. Nach zwei oder drei Presswehen sagte Johanna, das wir das Köpfchen schon fühlen können. Schon überrollte mich die nächste Presswehe, obwohl Johanna mich bremsen wollte.

Um 22h17 flutschte meine kleine Luise raus. Johanna hatte zu tun, sie aufzufangen, da noch ein ganzer Schwall Fruchtwasser mitging. Johanna übergab mir gleich meine kleine Luise, die aussah wie ein frisch geschlüpfter Vogel. Ich fühlte mich hervorragend. Josef und ich kuschelten uns mit unserer Luise auf das Sofa und bestaunten voller Freude unser kleines Wunder. Es war einfach nicht zu fassen, dass jetzt wirklich unser kleines Baby bei mir auf dem Bauch lag. Die Hebammen ließen uns eine halbe Stunde so liegen.

Dann wurde unsere Luise gewogen und gemessen. Sie brachte 2405g auf die Waage und war 45cm groß. Nach einer Stunde wollte auch die Plazenta raus.
Um 24h verabschiedeten sich die Hebammen und wir drei schliefen auf dem Sofa, so wie wir waren. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich Angst hatte, dass mir die Luise vom Bauch rutschte und weil ich auch noch viel zu aufgedreht vor Glück war.