Samuel

Irgendwie hatte ich's im Gefühl, daß du genauso wie dein Bruder auf Termin kommst. Deshalb war ich ziemlich aufgeregt, als mein Frauenarzt sagte, daß mein Muttermund auf ist. Genau in dieser Nacht isses dann auch los gegangen.
Um zwei Uhr morgens hatte ich leichte Bauchkrämpfe, aber so schlimm können sie nicht gewesen sein, weil ich mich erinnere, daß ich immer wieder ein bißchen eingeschlafen bin.
Zwischendrin habe ich gepustet. Nicht richtig kontrolliert, eher unterbewusst.
In dieser Nacht war ich eigentlich viel zu müde, aber aussuchen kann man's ja nicht und dann gäb's eh nie den richtigen Zeitpunkt.
Gegen fünf Uhr etwa dachte ich mir, daß ich wohl den Test mit der Badewanne machen sollte und außerdem konnte ich nicht mehr richtig schlafen.
Und – tatsächlich, die Wehen blieben und jetzt war irgendwie klar – ja, jetzt geht’s los!
Ein komischer und zugelich aufregender Moment, gemischt mit Erleichterung und Angst. Aber Marlene hat mir genau das richtige mit auf dem Weg durch die Geburt gesagt, „jede Wehe bringt dich dem Kind näher“. Der Satz hat mir sehr viel geholfen, die heftigen Geburtswehen gerne anzunehmen, um so schnell wie möglich meinen kleinen Scheißer in den Armen halten zu können.
Aber soweit war ich ja noch nicht:
Ich dachte nur, blöd diese vorbereitenden Wehen und dieses langwierige Vorspiel! Keine Minute habe ich mir vorstellen können, daß es bereits ziemlich fortgeschritten war.
Inzwischen war auch dein Papa wach geworden (weil das Badewasser so geplätschert hat, hihi) und ich glaub', ab dem Zeitpunkt haben die Wehen richtig angefangen unangenehm zu werden. Bis dahin fand' ich sie echt noch nicht so schlimm.
Gegen sechs war auch dein Bruder Max wach und Michi meinte, daß ich jetzt wohl langsam mal Marlene anrufen sollte. Schließlich hielt ich mich bei jeder Wehe am Bett fest. Das mit den Abständen hatte ich irgendwie nicht richtig im Gefühl und sie somit unterschätzt. Gut daß Marlene bald da war. Zu meinem großen Erstaunen war ich bereits 7 cm offen!
Keine Stunde später warst du auf der Welt! Wow.
Während der Entbindung kam es mir vor, als wenn die Zeit überhaupt nicht vergeht. Und bei der letzten Presswehe ging alles total schnell. Du bist gekommen und ehrlich – ich hab wirklich nicht gedacht, daß ich in diesem Moment an sowas denken würd...ich weiß nur noch, daß ich „Michi schnell hol den Fotoapparat“ geschrien hab'. Ich wollt einfach Samuel in diesem Moment, an den z. B. ich mich nicht mehr erinnern könnte, mit seinen Empfindungen im Gesicht festhalten.
Diese Geburt war wirklich so, wie ich's mir immer vorgestellt oder gewünscht hab. Ich hab wirklich vor Glück weinen müssen und hatte kein bißchen das Gefühl oh wie schrecklich alles ist. Ich fühlte mich so wohl in Marlenes Händen und total super betreut während der ganzen Zeit, daß ich bei der nächsten Geburt genau wüßte, wo es auf die Welt kommen würd.

Danke Marlene, für die tolle Hausgeburt und diese schöne Erfahrung!