Die Geburt unseres kleinen Wolfgang

Es ist Sonntag! 5 Tage über dem Entbindungstermin. Für manche Freunde, Verwandte ein Riesenproblem! „Ja, habt's ihr no nix?! Lafst' du imer no ummeinand?!“ Man kommt sich fast wie ein Verbrecher vor!
Dabei fühle ich mich so gut wie lange nicht, dem Baby in meinem Bauch geht es gut und so genießen wir beide die letzten Tage mit „Babybauch“.

Den ganzen Tag über sind wir noch unterwegs und nur unser „großer“ Kilian, der gegen 17 Uhr eher lästig wird, hält uns davon ab, noch Essen zu gehen. So gibt es halt zu Hause einfach für jeden das, was er gerade findet und worauf jeder Lust hat (Kuchen+Cornflakes!).

Während dem Tisch abräumen, wir schmieden gerade noch Pläne für den nächsten Tag, macht es plötzlich „peng“ - Blasensprung! So lange haben wir nun auf den Beginn der Geburt unseres zweiten Kindes gewartet, aber jetzt, wo es tatsächlich so weit ist, sind wir doch überrascht und gespannt!

Es ist 18.30 Uhr!

Kilian ist völlig hilfsbereit und besorgt gleich mal eine Ladung „Elefanten-Camelia“ für die Mami, die das laufende „Babywasser“ aufsaugen sollen.
Die Oma wird informiert, damit sie heimkommt um sich dann um den Kilian zu kümmern. Bis dahin hilft uns der Kleine noch fleißig beim Matratzeholen und räumt die Spülmaschine aus.
Gegen 19 Uhr nimmt die Oma ihn mit nach unten und wünscht uns viel Glück. Noch keine Wehen!
Marlene und Elli werden per Telefon informiert, sind aber beide nur über Anrufbeantworter zu erreichen! Die Wehen setzen ein! Und obwohl es schon die zweite Geburt ist, hätte ich ihn nicht mehr beschreiben können, diesen Wehenschmerz.
Zwei Wehen kommen im 10-Minuten-Abstand, ich laufe mit Bademantel durch die Wohnung und kann sie gut veratmen.
Dann geht alles sehr schnell, die Wehen kommen alle 2-3 Minuten sehr heftig. Gegen 19.30 Uhr kommen fast gleichzeitig Marlene und Elli an. Marlene schafft jede Menge Taschen und Koffer heran, während Elli bei mir und Josef bleibt, uns beim Atmen unterstützt und mich massiert.
Zwischen den Wehen versuche ich mehrmals noch zum Klo zu gehen, doch die Pausen werden immer kürzer, mal hänge ich am Wickeltisch, mal an der Küchenanrichte, Verschnaufpausen gibt es keine mehr!
Im Wohnzimmer ist es warm. Dort lege ich mich auf die Matratze, damit Marlene nachsehen kann, wie weit der Muttermund schon geöffnet ist. Zum Glück ist sie schnell, denn schon kommt die nächste Wehe.
Ich halte mich am Ball und an meinem Mann fest, nach einer oder zwei Wehen verspüre ich auf einmal den Drang zum Pressen; und bin völlig überrascht, daß die Preßwehen schon eingesetzt haben sollen!
Doch die beiden Hebammen geben „grünes Licht“ zum Schieben. Ich war auf den Knien und hielt mich an Josef fest, der mir viel Kraft gab, und nach zwei oder drei Preßwehen war unser Baby geboren – geschafft! Es war nun 20.30 Uhr!
Unser kleiner Bub war völlig fit und rosig, es war ein unbeschreibliches Gefühl ihn auf meinem Bauch zu spüren! Und nur wenige Minuten auf der Welt, begann er schon nach dem Busen zu suchen. Er fing an zu saugen, als ob er noch nie etwas anderes gemacht hätte. Wahnsinn!
Sehr lange lag unser kleiner Spatz noch auf meinem Bauch, ehe er abgenabelt wurde und wir seinen großen Bruder Kilian zu uns holten.
Der war überwältigt und froh, stolz, aber auch ein wenig überfordert und völlig übermütig. Kilian durfte den kleinen Wolfgang abhorchen, half mit beim Anziehen und Wiegen.
Erst viel später versorgte Marlene den Dammriß mit einer Naht.

Es war alles sehr schön, ruhig und heftig zugleich, voller Harmonie, so besonders und doch mitten im Alltag; still und leise aber doch gewaltig wurde unser Kind geboren. Zu Hause! Es war wunderbar so!

Liebe Marlene, noch mal vielen Dank für alles!

Herzlichst Wolfgang und Familie